Reisetagebuch
Herzlichen Dank!
Rückblick
7 Tage Budapest vergingen wie im Flug und während wir die Rückfahrt in vollen Zügen, oder eigentlich im halb leeren Bus genießen, ist es an der Zeit zurückzublicken. Hinter uns liegen 7 Tage voll mit Eindrücken, Begegnungen und faszinierenden Erlebnissen. Wir durften sehr viel über Ungarn, die Kultur, die Menschen und natürlich die Bauwerke lernen. Die Geschichte der Stadt und ihrer Bauwerke ist einzigartig, das wurde uns bei den vielen Besichtigungen von Gebäuden und den Gesprächen und Begegnungen mit ihren Einwohnern deutlich. Und bei all dem hatten wir viel Spaß! Trotz Schlafmangel und Buspanne war die Stimmung hervorragend (und ja das wurde mit einem double check überprüft). Einige Dinge haben uns an Ungarn aber auch überrascht. Die absolut konstanten Spritpreise, die auch noch an allen Tankstellen identisch waren, ließen mit ca. 1,20€ pro Liter manches Autofahrerherz schweren Muts nach Deutschland zurückkehren. Doch das war noch lange nicht alles: Obwohl wir Deutschen für unsere tempolimitfreien Straßen belächelt werden, wurde manch einem bei dem Tempo der öffentlichen Verkehrsmittel und vor allem der Rolltreppen beinahe übel.
Manches was wir erlebt haben, wird uns wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Zum Beispiel, wie man mit eindrücklichen Demonstrationen mithilfe von Menschen das Prinzip eines adaptiven Tragwerks verdeutlichen kann. Oder wie wir sämtliche Gebäude Budapests mit einem „Soundwalk“ auf ihre Akustik überprüft haben. Zu erwähnen ist an dieser Stelle auch, dass wir uns als Gruppe aufgrund unserer „Applaus-Fähigkeiten“ angeblich für die engere Auswahl als buchbares Fernsehpublikum fürs Privatfernsehn qualifiziert haben (kein double check!).
Aber wir hatten nicht nur Spaß, sondern durften auch etwas Lernen. Zum Beispiel, wie sich die Baukultur in Ungarn über die Jahrhunderte entwickelt hat oder dass die Budapester „Baushaussiedlung“ eigentlich nur zwei im Bauhausstil errichtete Gebäude hat.
Jetzt bleibt uns an dieser Stelle nur noch „Danke!“ zu sagen. Danke an alle, die diese Exkursion möglich gemacht haben. Danke an die Sponsoren, die Mitarbeitenden des Instituts für Akustik und Bauphysik, danke an all die Menschen, die für uns Ihre Türen und Säle geöffnet haben und uns damit einen Einblick in die Kultur und das Bauwesen Ungarns ermöglicht haben. Ein ganz besonderer Dank gilt Frau Eva Veres, die diese Exkursion, die nun nach mehrfachem Verschieben aufgrund von Corona doch endlich stattfinden konnte, quasi im Alleingang organisiert hat. Vielen Dank an alle die zum Gelingen dieser großartigen Exkursion beigetragen haben und auch wenn uns die Aussprache immer noch etwas schwerfällt, sagen wir von ganzem Herzen: „köszönöm!“
Dienstag, 11. Oktober 2022
An diesem Morgen wurden wir beim Frühstück von einer spontanen Stand-Up-Comedy überrascht. Gut gelaunt machten wir uns auf den Weg zur Andrássy Straße. Von dort ging es mit der ältesten elektrischen U-Bahn in Europa, der Millenniumslinie (heute: Linie M1), in Richtung Burgviertel.
Dort angekommen, ging es für uns in die Matthiaskirche. Wo wir in den Backstage Bereich der Kirche blicken durften. Zuerst wurden wir in die neuen Räume der Heizungstechnik geführt, danach ging es auf das Kirchendach, auf welchem ein weiterer Teil der Heizungs- und Kühltechnik installiert ist. Eine Bedingung für die Platzierung der Technik war, dass diese nicht einsehbar ist und somit das Erscheinungsbild des Kirchendaches nicht negativ beeinflusst. Des Weiteren durften wir den Holz-Dachstuhl begutachten. Währenddessen wurde uns erklärt, wie der Feuchteeintrag kontrolliert wird und dass die Dachziegel im Zuge der Renovierung vollständig ausgetauscht wurden. Wer auf der Suche nach einem einzigartigen Souvenir ist, kann sich einen der alten, bunten Dachziegel im Shop erwerben, was der ein oder andere Student tat. Zum Schluss bestaunten wir noch die Orgelanlage auf der Empore und erfuhren über deren Besonderheiten. Eine große Herausforderung sind die lokalen Temperaturschwankungen und die daraus resultierenden Beanspruchungen für das Holz.
Eine überraschende Information für uns war, dass an einem Fenster das bayrische Wappen abgebildet ist. Dies ist auf die Krönung von Kaiserin Sissi zurückzuführen.
Absoluter Hingucker für die Studierenden war die Statue von András Hadik – das Pferd mit den goldenen Eiern. Uns wurde erläutert, weshalb sich im Laufe der Zeit diese Stelle der Statue verfärbt hat. Grund dafür ist ein Brauch der Studierenden, die sich auf diese Art Glück für das kommende Semester wünschen.
Anschließend hätten wir gerne eine Fahrt mit der historischen Seilbahn unternommen, die leider ausgerechnet an diesem Tag restauriert werden musste. Alternativ bekamen wir eine beeindruckende Führung von Frau Veres durch den Burggarten und überzeugende Erläuterungen zu den variierenden Baustilen der Burg. Außerdem sind in dem Burgviertel viele Rekonstruktionen vorzufinden, wie zum Beispiel der Reithalle.
Im Anschluss konnten die Studierenden ihre Freizeit individuell gestalten. Die einen sind auf die Margaretheninsel, die anderen in die Altstadt oder gemütlich in das Café, das sich im alten Wohnhaus von Frau Veres befindet.
Wir ließen den letzten Tag mit einem Abschlussessen im Burgkeller ausklingen, begleitet von einer Diashow mit Bildern von allen Beteiligten und Karaoke. Im Gleichschritt ging es für die Hungärian Boyz und Girlz zur Stammkneipe Casanova und abschließend noch ins Szimpla bis die Lichter uns blendeten und sagten, es ist Zeit zu gehen.
Sarah Yarahmadi, Carolin Gold, Patricia Schoop
Sonntag, 9. Oktober 2022
Der Sonntag begann freudig mit einem Geburtstagsständchen und Frühstückstorte für unsere allerliebste Frau Veres. Hoch ließen wir Sie leben und durch die Decke fliegen. So schlossen wir uns an und flogen allesamt in das traditionelle Freilichtmuseum Skanzen.
Dort fanden wir nachgebaute Häuser aus den letzten 4 Jahrhunderten, und tranken reichlich Palinka/Holundersirup. Fun Fact: statistisch gesehen brannten die Dörfer alle 25 Jahre ab, aufgrund mangelnder Intelligenz in Sachen Brandschutz. Behoben wurde das Problem, indem man die Brotöfen aus dem Dorf verbannt hat und 5 Meter daneben aufgestellt hat. Allerdings haben wir auch einige sinnvolle Ansätze für effektiven Brandschutz gefunden. Die Grundmaterialien, Lehm für die Wände und Schilf für die Dächer, waren in der Tiefebene reichlich zu gewinnen.
Später ging es in eine kleine Stadt an der Donau namens Szentendre. Dort schlugen unsere Touri-Herzen höher in dieser malerischen Altstadt. Noch besser war nur noch unser Abendessen.
Nach einem abschließenden Espresso haben wir dann voller Energie in Budapest unsere Stimmen in einer Karaoke-Bar klingen lassen.
Felix Wagner, Max Serper, Dorian Grote
Samstag, 8. Oktober 2022
Der Tag begann, bevor die ersten Sonnenstrahlen den Horizont streiften und nur Augenblicke, nachdem die letzten Nachtigallen aus dem Club stolperten. Der Tag stand unter dem Motto Musik. Während die geplagten Frühaufsteher den „neusten Schrei“ (Veres 2022). das Haus der ungarischen Musik, besuchten, machte es sich der Rest beim Frühstück bequem, um sich nur eine Stunde später gen Eifelhalle aufzumachen.
Besonders der kuppelförmige Raum im Haus der ungarischen Musik wurde zu einem akustischen Highlight des Tages. Nicht zuletzt die bequemen Sitzsäcke (die für die ein oder andere hier nicht namentlich genannte Person vermutlich zu bequem waren) haben dieses Erlebnis noch begünstigt.
Zeitgleich wurde die frische und ausgeschlafene Gruppe durch die beeindruckende Eifelhalle geführt. Die frühere Reparaturwerkstatt für Lokomotiven wurde zu einem modernen Kreativhaus für die Budapester Oper. Neben der Besichtigung der verschiedenen Werkstätten für Kostüme und Kulissen beinhaltete die Führung auch das Thema Brandschutz des historischen Stahltragwerks.
Am Nachmittag stand die Oper mit besonderem Fokus auf die aktuellen Umbaumaßnahmen und die Musikakademie auf der Tagesordnung. Die Führung hinter den Kulissen der Oper gipfelte in einer Privatvorstellung der weltberühmten Pianisten und mehrfachen Grammy Gewinner Maxi Mahler und Ella Drabarek. Hierfür wurde uns von der Oper der Proberaum der Sänger*innen zur Verfügung gestellt.
Der Tag fand sein Ende wahlweise in einem gemütlichen Abend in einer Bar oder beim Kartenspielen in der Hotellobby.
Yesim Bakal, Marius Klamt, Simon Panik
Freitag, 7. Oktober 2022
Nach einer kurzen Nacht und kräftigendem Frühstück steigen wir in die Bahn Richtung Uni. Dort empfangen uns Attila Balázs Nagy und Beáta Mesterházy, um uns mit dem Akustik-Labor und deren aktuellen Forschungsthemen u.a. „Development of shading devices with acoustical effect“ vertraut zu machen. Während der Führung durch die Forschungseinrichtung lernen wir viele spannende Details zu den Prüfverfahren kennen, zum Beispiel das Vorgehen bei der Trittschall-Messung mittels Norm-Hammerwerk oder die Banging Machine.
Außerdem können wir Toiletten in 5 Metern Höhe bewundern.
Anschließend haben wir den Nachmittag zur freien Verfügung und teilen uns in Kleingruppen auf. Unter den Zielen befinden sich die Markthalle, ein Aussichtspunkt bei der Szabadság Szobor und das Budapester Riesenrad. Abends versammeln wir uns im Westen der Stadt im Restaurant Makk VII zu einem wirklich leckeren Essen, bei dem auch auf unsere Wünsche eingegangen wird, und nicht wie beim Mittagessen jede Frage mit einem plumpen „no!“ beantwortet wird.
Nach dieser Grundlage erkundet ein Großteil der Gruppe das Budapester Nachtleben im Instant. Damit geht der Tag und die Nacht zu Ende und wir sind gespannt auf Samstag.
Donnerstag, 6. Oktober 2022
Heute wurden wir von der Fakultät Architektur an der Technischen Universität Budapest eingeladen. Nach dem Hinweg per Metro konnten wir während Simons Vortrag die Aussicht auf die Szabadság Brücke (Freiheitsbrücke) genießen.
Nach einem herzlichen Empfang mit Kaffee konnte der wissenschaftliche Austausch stattfinden. Dabei konnten wir interessante Vorträge von sowohl Lehrkräften als auch Studierenden zu verschiedensten Themen wie z.B. nachhaltiges Bauen und Akustik hören.
Zwischendurch gab es leckere Häppchen und Getränke. Während der Mittagspause haben wir selbstständig teils das Donauufer erkundet und teils den Gellért Berg erklommen.
Nach dem wissenschaftlichen Besuch an der Technischen Uni machten wir uns auf den Weg flussaufwärts, in Richtung des hellerleuchteten Parlaments. Dabei wurden noch einige der Brücken präsentiert.
Der Abend ist mit Pfannkuchen ungarischer Art und einem Besuch im Cassanova Pub ausgeklungen.
Mittwoch, 5. Oktober 2022
Der Mittwoch begann mit einer kleinen Stadtführung von Herrn Ritoók Pál. Herr Pál ist Mitarbeiter des Dokumentationszentrums für Denkmalpflege am Ungarischen Museum für Architektur. Auf dem Weg zum Ostbahnhof erklärte er die Entstehung und Entwicklung der näheren Umgebung unseres Hotels.
Vom Ostbahnhof fuhren wir weiter zur Napraforgó Straße. Anhand der einzelnen Gebäude in dieser Straße beschrieb Hr. Pál ausführlich die Geschichte des Bauhauses und des Modernismus in Ungarn. Neben der Entstehungsgeschichte wurden auch aktuelle Herausforderungen und Problemstellungen insbesondere hinsichtlich des Denkmalschutzes diskutiert.
Von der Napraforgó Straße aus begaben wir uns zur Moholy-Nagy Universität. Nach der Mittagspause führte uns Frau Györgyi Falvai über den Campus. Dabei erlangten wir einen weitreichenden Überblick über die Neubauten des Campus. In einem Vortrag beschrieb die Architektin der Neubauten, Frau Prof. Zsófia Csomay detailliert die Planungshistorie der einzelnen Neubauten und die Besonderheiten, die im Planungsprozess berücksichtigt werden mussten.
Abschließend wurden wir von Herrn Csaba Hajnóczy -Musiker, Komponist und Dozent am MOME- auf einen Sound Walk über den Campus geführt. Dabei liefen wir in einer langen Schlange hintereinander und imitierten die von Herrn Hajnóczy vorgegebenen Geräusche. Die dabei erzeugten Reflexionen sollten wir bewusst wahrnehmen, um die Akustik der jeweiligen Orte auf uns wirken lassen zu können. Im Anschluss beschrieb Hr. Hajnóczy die Schwerpunkte des Sounddesigns am MOME und die Integration im Spannungsfeld zwischen Kunst und Wissenschaft.
Dienstag, 4. Oktober 2022
Anreise
8 Uhr. 70569 Stuttgart-Vaihingen. V7.03. Wo alles begann. Der Wasen hat seinen Tribut gezollt: Corona: 23/25 negativ. Nachdem wunderbare Lunchpakete vom einzigartigen Kontrastteam in die Rücksäcke gepackt wurden, ging es gesattelt auf die 12-stündige Fahrt nach Osten, der Sonne entgegen. Auf der Fahrt wurde Schach gespielt, ein weißer Bauer befreit und allerlei Klamauk (ungarisch) betrieben. Ein demontierter Benz am Straßenrand, kurz vor dem Ziel, zog unsere Aufmerksamkeit an. In Budapest hat uns die beeindruckende Elisabethenbrücke mit einem einzigartigen Blick über die Donau (fun fact: zweitgrößter Fluss in Ungarn (double check!)) empfangen. Das Hotel hat uns wie Mama aufgenommen und seinen Schatz im Keller offenbart: feinste ungarische Kost. Fazit: 5/5 Sterne, gerne wieder.
Max Mahler, Simon Briem, Mario Rilling