Am 04. April 2023 wurden die Forschenden der Institute für Landschaftsplanung und Ökologie (ILPOE), repräsentiert durch Frau Professorin Leonie Fischer sowie für Akustik und Bauphysik (IABP), vertreten durch Herrn Moritz Weckmann, für einen Radiobeitrag zu innovativen Grünfassaden interviewt. Beide Institute entwickeln, in einer Forschungskooperation mit der HELIX Pflanzensysteme GmbH, innovative Grünfassadensysteme zur Reduzierung von Hitzebelastungen sowie zur Förderung der Biodiversität für urbane Räume. In diesem Zuge werden auch die Aus- und Wechselwirkungen auf Mikro- und Raumklima sowie weitere bauphysikalische Auswirkungen der Grünfassadensysteme erforscht.
Die Forschenden der Universität Stuttgart und der HELIX Pflanzensysteme GmbH arbeiten daran, dass derartige Grünfassadensysteme zeitnah Teil der urbanen grünen Infrastruktur werden. Frau Prof. Fischer weist im Interview darauf hin, dass hierbei zwingend ein integrativer Ansatz zu verfolgen ist, bei dem die Bedürfnisse des Menschen ebenso gewahrt werden, wie die der Pflanzen und Tiere. Diese Übereinkunft stellt eine besondere Herausforderung dar. Beispielsweise sind aus ökologischen Gesichtspunkten trockenes Blattwerk und abgestorbene Stängel zur Förderung von heterogenen Habitatstrukturen nur sehr behutsam zurückzuschneiden. Dadurch kann im Winter und Frühjahr ein ungepflegter Eindruck bei Betrachtern entstehen. Auch Spontangewächse, wie Löwenzahn oder Disteln, rufen teilweise Unverständnis hervor. Dabei scheinen gerade diese spontanen Veränderungen, die unabhängig von der Planung durch den Menschen entstehen, eine wertvolle Ergänzung für die faunistische und floristische Vielfalt zu sein. Nach Prof. Fischer sei noch nicht gänzlich belegt, „inwieweit solche Naturelemente von Menschen wertgeschätzt werden“, weswegen der Pflege einer biodivers wirksamen Grünfassade eine hohe Wichtigkeit zukommt.
Hans Müller, Geschäftsführer der Helix Pflanzensysteme GmbH, erklärt im Interview, dass bei den konventionellen, marktgängigen Grünfassadensystemen zwei Mal im Jahr ein intensiver Rückschnitt erfolgt. An den Forschungsgrünfassaden der Universität Stuttgart wird hingegen untersucht, wie sich ein einmaliger, behutsamer Rückschnitt pro Jahr auf Biodiversität, Wartung und laufende Kosten auswirkt. Der Gesundheitszustand der Pflanzen wird regelmäßig von den Gärtnermeistern kontrolliert. In die Fassade eingebaute Sensorik gibt Aufschluss über die Wasserversorgung der Pflanzen. Per Fernzugriff kann somit auch kurzfristig auf unerwünschte Veränderungen reagiert werden, z. B. durch Anpassung der Zusammensetzung des Gießwassers.
Da es weiterhin viele Unklarheiten in der Bevölkerung und bei Bauträger:innen zum Bau, zur Pflege und zur Wartung sowie zu den Wirkungen von Grünfassaden gibt, freuen wir uns über die Aufmerksamkeit und hoffen, den Blick von den Risiken hin zu den Potenzialen naturbasierter Lösungen lenken zu können. Wir bedanken uns bei Frau Thoms für das Interesse am Thema und die Aufarbeitung der Forschungsinhalte.
Weiterführende Informationen zu den Projekten
| Kontakt | Institut für Akustik und Bauphysik Institut für Landschaftsplanung und Ökologie Helix Pflanzensysteme GmbH |
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